Die Organistator*innen des queerfeministischen Bündnisses kritisieren die Berichterstattung über die Demonstration: Es fand keine inhaltliche Auseinandersetzung mit den Anliegen am 8. März statt, stattdessen fokussierte sich die Berichterstattung in der Rheinpfalz einzig und allein auf einen Konflikt am Rande der Veranstaltung. Die Berichterstattung darüber war einseitig und bezog die Perspektive des queerfeministischen Bündnisses, welches ebenfalls Organisator der Demonstration war, nicht mit ein.
Nach Erscheinen eines Artikels zur queerfeministischen Demonstration in der Rheinpfalz am Samstag, den 11.03.2023, sehen sich Organisator*innen aus den Reihen des Eselsohrs genötigt, ihre Perspektive auf die Ereignisse und die Berichterstattung zu schildern. Sie bedauern zutiefst, dass in besagtem Artikel keine inhaltliche Auseinandersetzung mit den Anliegen am queerfeministischen Kampftag, auch bekannt als Internationaler Frauentag, und mit den vielfältigen Redebeiträgen stattfand, sondern einzig und allein ein Konflikt am Rande der Demonstration thematisiert wurde. Weiterhin sind sie über die Maße enttäuscht von der einseitigen Berichterstattung über diese Auseinandersetzung, in der lediglich die subjektive Erzählung einer der Konfliktparteien Platz fand. Entsprechend der journalistischen Sorgfaltspflicht wäre eine Kontaktaufnahme per Email oder über Social Media zu erwarten gewesen, um verschiedene Perspektiven auf die Geschehnisse für eine ausgewogene Berichtserstattung beizusteuern, aber entgegen der Behauptung im Artikel hat keine der mitorganisierenden Gruppen eine Mail erreicht.
Am queerfeministischen Kampftag geht es darum, die vielfältigen Kämpfe all jener Menschen, die aufgrund ihres Geschlechts diskriminiert werden, sichtbar zu machen und Solidarität zu zeigen. Die Diskriminierung findet an unterschiedlichen Orten, Zeiten und Ausprägungen statt und betrifft queere Menschen und FLINTA-Personen (Frauen, Lesben, intersexuelle, nicht-binäre, trans und agender Personen) unterschiedlich. Intersektionale Feministinnen wissen, dass hier Kapitalismus und Patriarchat Hand in Hand arbeiten. Egal ob es um schlechte Bezahlung von Pflegekräften geht, oder um überfüllte und unterfinanzierte Schutzhäuser, oder um unbezahlte Care-Arbeit zuhause: Geld und Anerkennung bekommt nicht, wer systemrelevant ist, sondern nur, wer eine Lobby hat. Auch wenn sich die Lage von FLINTA-Personen in den letzten Jahrzehnten verbessert hat, ist dieser Fortschritt kein Verdienst des Kapitalismus, sondern vielmehr eine hart erkämpfte Errungenschaft sozialer Bewegungen, oftmals angeführt von Sozialistinnen und Feminist*innen – und dieser Kampf ist noch lange nicht an sein Ende gekommen.
In dem Artikel von Redakteurin Zilm wird linken Gruppen vorgeworfen, das bestehende System abschaffen zu wollen. Das erfordert eine Einordnung. Das queerfeministische Bündnis erklärt: „Geschlechtsbezogene Diskriminierungen sind keine privaten Einzelfälle, sondern ein strukturelles Problem und ja, dieses strukturelle Problem wollen wir bekämpfen! Ein System, das Ungleichheit produziert, die Reichen reicher macht und die Armen ärmer, ein System, das FLINTA*-Personen und queere Menschen diskriminiert, ja, das wollen wir abschaffen!“
Die linken Gruppen stören sich an der Darstellung der Gleichstellungsbeauftragten Disch in besagtem Artikel, sie alleine habe zu der Demo eingeladen und aufgerufen. Das ist sachlich schlichtweg falsch, denn seit Jahren organisieren linke Strukturen in der Stadt auf ehrenamtlicher Basis erfolgreiche Demonstrationen und Veranstaltungen rund um den 8. März. Auch dieses Jahr wurde die Demonstration von einem breiten Bündnis verschiedener Gruppen getragen und organisiert, und nicht von der Gleichstellungsbeauftragen Disch alleine. Vielmehr lud, wie in den Jahren zuvor auch, das Eselsohr zu diversen Planungstreffen in seine selbstverwalteten Räumlichkeiten ein, wobei Frau Disch dieses Jahr zum ersten Mal zu einem davon dazugestoßen ist. Das queerfeministische Bündnis hat sich daraufhin erwartungsfroh dazu entschlossen, erstmals die Stadt mit in die gemeinsame Organisation einzubeziehen. Dass dieser Umstand im Nachhinein vollständig ausgeklammert wird, ist den Gruppen des Bündnisses ein Dorn im Auge.
Auch möchten die Organisator*innen aus Reihen des Eselsohrs die Darstellung der Jungen Liberalen in besagtem Artikel kommentieren: „Es ist richtig, dass es bei dem einzigen Redebeitrag einer parteilichen Organisation Zwischenrufe der Antifa gab, allerdings wurde die Rednerin in keiner Weise daran gehindert, ihre Rede zu halten. Meinungsfreiheit schützt nicht davor, dass eine verbale Reaktion auf das Gesagte kommt.“ Der queerfeministische Kampftag soll von keiner Partei vereinnahmt werden, und schon gar nicht von der FDP, die mit ihrer neoliberalen Politik genau dafür sorgt, dass Personengruppen unserer Gesellschaft systematisch unterdrückt werden. Im Feminismus geht es nicht nur darum, geschlechtsspezifische Diskriminierungsmuster zu beseitigen, sondern es geht darum für ein gutes Leben für alle zu kämpfen – unabhängig von Geschlecht, Herkunft oder Klasse. Im Kapitalismus wird das nicht zu erreichen sein – er hat nicht das Ziel, die Welt zu verbessern, sondern strebt rücksichtlos nach Profiten.
Das Bündnis aus linken und antikapitalistischen Gruppierungen steht geschlossen hinter den Reaktionen auf den Redebeitrag der Jungen Liberalen. Mehr Eindrücke von dem Tag sind im Blog auf eselsohr.org sowie auf Instagram zu finden bei: @oat_kaiserslautern @antifa_wstr @jfs.kaiserslautern
Das Eselsohr als libertärer Infoladen und Kulturtreff versteht sich als soziale und unkommerzielle Begegnungsstätte und stellt seine selbstverwalteten Räumlichkeiten für kulturelle und politische Angebote zur Verfügung. Neben einem breiten Angebot von Büchern, Zeitungen und Zeitschriften zur Ausleihe finden des Weiteren vielfältige öffentliche Veranstaltungen statt, die zu Beginn jeden Monats angekündigt werden.
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